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Wenn Mami oder Papi trinkt

Erste Aktionswoche für Kinder mit alkoholabhängigen Eltern
Publiziert am Mo 11. Feb. 2019 19:00 Uhr

In der Schweiz wachsen schätzungsweise 100'000 Kinder mit einem alkoholkranken Elternteil auf. Hinzu kommen diejenigen, deren Eltern an einer anderen Sucht leiden. Aus Loyalität zu den Eltern verschweigen die Kinder ihre Not häufig, sind oft einsam und leiden massiv unter der Situation. Am Montag startet in der Schweiz erstmals eine Aktionswoche für Kinder mit alkoholabhängigen Eltern.

«Kindern von suchtkranken Eltern eine Stimme geben», heisst die Aktionswoche, welche von Sucht Schweiz koordiniert wird. Damit soll das Tabu-Thema gebrochen und den Kindern geholfen werden.

Die Geschichte von Suna Lommen

Suna Lommen ist heute 54 Jahre alt. Ihre Mutter war stark alkoholkrank. Der Name Suna Lommen ist ein Pseudonym, wie viele weitere Betroffene möchte auch sie ihre Familie nicht in die Öffentlichkeit zehren. Trotzdem erzählt sie offen über ihre schwierige Kindheit. Sie und ihr Halbbruder wurden oft von der Mutter geschlagen. Sie lebte in einer ständigen Angst, wusste nicht was als Nächstes kommt.

«Ich musste alles selbst machen»

Selbst aufstehen, selbst kochen, selbst Wäsche waschen. Bereits als Primarschülerin musste Suna Lommen zu Hause alles selbst machen und für sich sorgen. Ihre Mutter war oft zu betrunken, sass auf dem Sofa und hat gelallt. Ab und zu war die Mutter so betrunken, dass sie in die Ausnüchterungszelle und danach in die Psychiatrie eingewiesen werden musste. Diese Tage waren für Suna Lommen wie Ferien.

Die Kinder können nichts dafür

«Ich habe mich oft gefragt ob ich schuld an ihrer Krankheit bin», sagt Suna Lommen gegenüber Tele1 und Radio Pilatus. Sie versuchte immer alles recht zu machen und habe ihre Mutter geliebt. Laut der Fachstelle Akzent Luzern, welche sich für Prävention und Suchttherapie einsetzt, glauben Kinder oft, dass sie das Problem seien. Deshalb sei es wichtig, dass die betroffenen Kinder abgesehen von ihren Eltern weitere Bezugspersonen haben, an welche sie sich wenden können.

Ein Drittel der Kinder mit bleibenden Folgen

Rund ein Drittel der betroffenen Kinder werden später selber süchtig oder psychisch krank. Auch Suna Lommen ist keine Ausnahme. Sie leidet seit ihrer Jugend unter psychischen Problemen und ist bis heute in Therapie.

Betroffene Kinder können unter anderem hier Hilfe finden. Im Kanton Luzern ist die Institution Paradiesgässli vom Verein Kirchliche Gassenarbeit Luzern Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, deren Eltern an einer Suchterkrankung leiden.