SchweizWir haben eure Fragen zum Ramadan beantwortet

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Wir haben eure Fragen zum Ramadan beantwortet

Fastenmonat
Von Ramadan haben wohl die meisten schon gehört. Doch was hat es mit der muslimischen Fastenzeit eigentlich auf sich und wer nimmt daran teil?
Publiziert am Fr 16. Apr. 2021 10:23 Uhr

Wir haben in Luzern Passanten gefragt, was sie schon über Ramadan wissen und welche Fragen zum Fastenmonat sie schon immer stellen wollten. Unser Redaktor «Mumi», der selber fastet, gibt Auskunft.

Wie soll ich mit den Leuten umgehen, die Ramadan betreiben? Gibt es Faux Pas?

Ganz normal, wie immer – man muss dabei nichts Spezielles beachten. Es ist schliesslich eine Charaktersache, wie jemand mit dem Thema umgeht. Generell freuen sich Muslime und Musliminnen darüber, wenn sie Interessierte über ihre Religion aufklären können. Auch haben die meisten kein Problem damit, am Mittagstisch zu sitzen, während andere etwas essen.

Was vielleicht bei gewissen Leuten nicht gut ankommt sind leicht spöttische Bemerkungen wie: «Aber das ist doch niemals gesund, warum tut ihr euch das an?» oder «das ist einfach nur mittelalterlich, wenn man heutzutage noch fastet.» Auch ein Ansporn wie: «Komm schon, sieht ja niemand. Nimm einfach ein Stückchen» ist nicht die feine Art.

Wie hält man das am besten durch? Hilft die Religion dabei?

Der Glaube hilft ganz sicher. Wenn man es für sich selbst, für den Glauben an Gott praktiziert – fällt es auch leichter. Nach drei bis vier Tagen gewöhnt sich der Körper daran und das Fasten ist für viele keine grosse Herausforderung mehr. Wichtig ist, dass man sich am Morgen vor Sonnenaufgang (Sahur) gut ernährt. Genug Protein und gesunde Fette sind gefragt.

Wer macht mit? Wer muss nicht?

Kinder, Schwangere, Kranke, von Armut und Hungersnot betroffene, alte Menschen und Soldaten sind von der Pflicht befreit. Jugendliche müssen bestenfalls spätestens ab dem 15. Lebensjahr fasten. Vorher wäre natürlich besser. Wichtig ist sich schon als Kind langsam heranzutasten.

Wie viel wird Ramadan noch praktiziert?

Der Fastenmonat wird von den Gläubigen sehr ernst genommen. Es ist davon auszugehen, dass mehr Muslime sich daran halten, als fünfmal am Tag zu beten, was im Islam ebenfalls eine Pflicht ist. Auch immer mehr Kinder sind motiviert, den Ramadan zu «erleben» und fasten so lange es geht.

Wieso macht man das heute noch? Was bringt das? Ist das heute überhaupt noch ein Thema bei jungen Menschen?

Diese Frage lässt sich wohl auf alle religiösen Pflichten ausrollen. Warum betet man noch, warum zahlt man Almosen, warum tragen Frauen überhaupt noch ein Kopftuch? Der Islam kennt keine Reformation und alle Pflichten gelten seit über einem Jahrtausend, diese lassen sich nicht einfach ändern.

Was, nicht mal Wasser? Ist das überhaupt gesund? Wie kann man das durchziehen?

Muslime und Musliminnen fasten nicht für die körperliche Gesundheit. Es geht beim Fasten um die seelische Gesundheit, die ausserhalb des Fastenmonats oft vernachlässigt wird. Natürlich ist es nicht einfach und das ist auch Sinn und Zweck. Der Körper soll gestresst sein und leiden, damit man mitfühlt, wie es ist, nichts zu haben. Damit man sich an Gott wenden und dankbar sein kann für ein warmes Znacht. Natürlich gibt es einen positiven Nebeneffekt für den Körper, den man als «gesund» bezeichnen könnte. Die Autophagie – quasi ein Recyclingsystem der Zellen. Zellbestandteile, die defekt oder beschädigt sind, werden abgebaut und wiederverwertet. Die Autophagie funktioniert am besten, wenn der Körper gestresst ist. Beispielsweise beim Fasten.

    #Ramadan
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